Donnerstag, 28. April 2011

Portal 2 (Xbox 360)

Im Jahre 2007 kam ein Spiel auf den Markt, welches sich von den bisherigen Spielen so sehr abhob, dass es auf Anhieb Kult-Status genießen durfte. Die Rede ist von Portal, welches von Valve entwickelt wurde und von ihnen im Nachhinein eher als „Test“ deklariert wurde. Mit dem Nachfolger Portal 2 wollte man nun ein richtiges Spiel entwickeln. Auf die Frage, ob dieses Ziel erreicht wurde kann ich jedoch nicht eindeutig antworten.



Zu Anfang möchte ich darauf hinweisen, dass ich schwer davon beeindruckt bin, was die Source-Engine noch so alles zu bieten hat. Ganze sieben Jahre hat sie nun schon auf den Buckel, doch muss sich deshalb keineswegs verstecken. Deutliche Verbesserungen zeigen sich sowohl beim Wasser als auch beim Detailgrad an Objekten und Texturen. Doch genug von der Grafik. Ich hasse es darüber zu schreiben.


Wer den ersten Teil gespielt hat wird sich direkt zu Recht finden. Jeder der den ersten Teil nicht gespielt hat darf jetzt kurz aufstehen, in eine Ecke gehen und sich schämen! Nachdem das getan wurde erkläre ich den Unwissenden kurz worum es geht. Bei Portal kam man in einer kleinen Zelle in dem Forschungsinstitut von Aperture Science zu sich und wurde kurzerhand in diverse Testräume geschickt. In diesen Räumen galt es mit Hilfe der „Portal-Gun“, einer Waffe, welche zwei verschiedene Portale erzeugen kann, den Ausgang des Raumes zu erreichen. Die Rätsel bedienten sich im Grunde genommen drei Mechaniken. Buttons, die mit Würfeln beschwert und damit aktiviert werden, Energiebälle, welche in bestimmte Mechanismen geleitet werden müssen und schließlich Physikspielchen. Die sympathisch psychotische künstliche Intelligenz GLaDOS (Generic Lifeform and Disk Operating System) zaubert dem Spieler in Verlauf immer wieder ein Lächeln ins Gesicht indem sie mit ruhiger Stimme über unseren möglichen Tot in der Testkammer sinniert, ihn beleidigt oder schlicht veräppelt. Dialoge an sich gab es in diesem Spiel nicht. Man hört stets nur GLaDOS‘ Stimme. Auch bekommt man sie erst am Ende des Spiels zu sehen. Der Humor im ersten Teil war herausragend und ist wohl auch mit ein Grund für den Erfolg des Spiels. Gegen Ende gelangt man schließlich im wahrsten Sinne des Wortes hinter die Kulissen bei Aperture Science und muss gegen GLaDOS kämpfen und sie „töten“.

Im zweiten Ableger wollte Valve nun noch einen drauf setzten. Eine größere Story musste her, neue Rätsel-Mechaniken und… naja das wars eigentlich. Zunächst zur Story: Leider schließt sie nicht nahtlos an das Ende des ersten Teils an. Stattdessen erwacht unsere Spielfigur in einem süßen kleinen Apartment mit Hawaii-Wand, einer Pflanze, Fernsehergerät, Schreibtisch, Kühlschrank, Telefon, Schrank und Bett. Recht spartanisch eingerichtet. Wie man von der Oberfläche in dieses Zimmer gelangte bleibt offen. Als man nach dem obligatorischen S-N-O-S-N-U Spiel (Schau-Nach-Oben-Schau-Nach-Unten) wieder aufwacht, scheint einige Zeit vergangen zu sein. Die Wände sind dreckig, die Einrichtung zerverfallen. Als es an der Tür klopft kommt ein kleiner Metalball in das Zimmer gerauscht der uns auch gleich mal von hier wegschafft. Mitsamt unserem süßen Apartment. Wir ahnen bereits, dass wir uns wieder in der Forschungseinrichtung von Aperture Science befinden nachdem sich das Zimmer in Bewegung setzt und plötzlich weitgehend auseinander fällt. Mit Wheatley, so heißt der kleine Metalball, gilt es nun von der Einrichtung zu flüchten, da sie droht zu explodieren. Wir begeben uns durch von Vegetation zerstörte Räume und finden schließlich eine Portal-Gun. Zu allem Übel erwecken wir GLaDOS bei unserem Fluchtversuch versehentlich wieder zum Leben. Nun beginnt der altbekannte Teil. In heruntergekommenen Testbereichen müssen wir zum Ausgang gelangen. Teilweise werden diese sogar vor unseren Augen wieder zusammengebaut.

Man darf nun auch erstmals mit neuen Mechaniken experimentieren. Da sind zum einen Laser, die auf ein bestimmtes Gerät gerichtet werden müssen. Dies gelingt mit Hilfe von Portalen und/oder speziellen Würfeln, die den Strahl in jede beliebige Richtung lenken können. Weiterhin trifft man auf Absprungplattformen, welche uns in luftige Höhen katapultieren. Die erste Übung besteht darin einen Würfel aus der Luft zu fangen. Weiterhin gibt es nun eine blaue Energieröhre, welche uns durch den Raum über Abgründe transportiert. Leitet man den Strahl durch ein Portal in eine vertikale Richtung, kann man sich somit auch in die Lüfte begeben. Als es schließlich gelingt dem Testmarathon zu entwischen findet man sich an späterer Stelle in dem früheren und nun abgesperrten Testbereichen der Einrichtung wieder. Die einzige Stimme die nun zu hören ist kommt vom Aperture Science Gründer Cave Johnson, dessen aufgezeichneten Nachrichten abgespielt werden. Diese Stelle des Spiels ist die Interessanteste, da wir hier etwas über die Geschichte von Aperture erfahren können und erstmals mit dem neuen Gel arbeiten dürfen. Dieses kommt in drei Farben daher: Blau, Orange und Weiß. Sie können alle mit Portalen auf dem Boden verteilt werden. Durch das blaue Gel können wir höher springen, wenn wir darauf stehen. Fallen wir von einer erhöhten Position darauf springen wir wieder auf dieselbe Höhe von der wir gefallen sind. Das orangene Gel beschleunigt unsere Laufgeschwindigkeit. Durch den Schwung, der beim rennen entsteht, kann man sich durch geschicktes Setzen von Portalen hoch in die Luft schießen. Durch das weiße Gel wird es uns ermöglicht Portale auf allen Oberflächen zu erzeugen.

Den Endkampf fand ich sehr enttäuschend. Wer den ersten Teil gespielt hat wird absolut keine Probleme hier haben, da er fast eine 1 zu 1 Kopie ist. Mehr möchte ich hierzu nicht sagen. Das wäre gespoilert. Das führt mich schließlich zu einigen Kritikpunkten in der Einzelspielererfahrung. Die Stationen in Teil 2 sind ähneln sich sehr denen des ersten Teils. Zuerst befindet man sich in Testkammern, dann in verschiedenen Wartungsgängen, anschließend wieder Testkammern usw. Dem entgegen steht jedoch andererseits eine tolle Abwechslung im Leveldesign. Die ersten Testkammern sehen wie gesagt sehr heruntergekommen aus. Nachdem GLaDOS wieder alles auf Vordermann gebracht hat herrscht wieder der sterile Forschungsstil. Die Wartungsgänge wiederum lassen einen Einblick in die Arbeitsweise des Unternehmens zu. Die alten Testhallen sind passend ihrem alter entsprechend gestaltet. Anstatt von hübsch anzusehenden Metallwürfeln trägt man hier aus Holz und Leder zusammengeschusterte Würfel durch die Gegend. Der Humor ist auch in Portal 2 wieder allererste Sahne. Wer der englischen Sprache mächtig ist sollte definitiv auf Englisch spielen. Zum einen kann die Qualität der deutschen Synchronsprecher nicht mit den Originalsprechern mithalten und zum anderen sind mir kleinere Übersetzungsfehler aufgefallen, die teilweise dem Witz den Sinn genommen haben. Die deutsche Stimme von Cave Johnson ist in meinen Augen besonders enttäuschend, da sie dem Charme des leicht überheblichen Konzernchefs nicht gerecht wird. Am Ende von Portal 2 singt GLaDOS uns wieder ein Lied. Meiner Meinung kann es jedoch nicht mit „Still Alive“ aus dem ersten mithalten. Alles in allem habe ich ca. sieben Stunden in die Einzelspielerkampagne investiert. Allerdings habe ich mich beim erstmaligen Durchspielen sehr wenig auf Achievemebts konzentriert. Wenn man diesen hinterher jagen möchte kann man gut und gerne zu dieser Zeit noch mindestens 3 Stunden Tüftelei addieren.


Da man sich als Entwickler in der heutigen Zeit schämen muss, wenn man keinen Multiplayer Modus ins Spiel einbindet hat sich Valve natürlich auch darum gekümmert. In bis zu 40 Testräumen könnt ihr eure grauen Zellen mit einem Partner gemeinsam zum glühen bringen. Besitzt man kein Headset oder weigert sich der unbekannte Mitspieler seines anzuschließen kann man sich mit dem sogenannten „Ping-Tool“ miteinander verständigen. Dieses hat 3 Funktionen. Man kann seinen Partner auf eine bestimmte Stelle aufmerksam machen, oder ihm anweisen ein Portal dorthin zu zaubern, indem diese Stelle für ihn markiert wird. Außerdem kann man einen 3 Sekunden Timer starten Aktionen zeitlich abzustimmen. Diese Art der Kommunikation funktioniert jedoch leider nicht zu 100%. So kann man lediglich zeigen, dass ein Portal an eine bestimmte Stelle soll, jedoch nicht welches. Somit entstehen Situationen, die ihre 10 Minuten in Anspruch nehmen können obwohl diese mit Headset in zwei Sätzen geklärt wäre. Ein weiteres Problem kommt auf, wenn der übereifrige Partner seine Aktionen ohne gestikulierte Absprache unternimmt und uns keine Sekunde zum Umschauen oder selbst tüfteln lässt. Ein Headset ist daher absolut zu empfehlen um die Erfahrung zu verbessern. Eine weitere Form der Kommunikation wird durch 8 verschiedene Gesten ermöglicht. Wendet man diese in bestimmten Situationen an, winken sogar diverse Achievements. Ansonsten erfüllen diese eher einen unterhaltenden Zweck.

Sehr fein ist die Tatsache, dass Valve den Co-Op Modus dem Spiel nicht einfach übergestülpt, sondern eine eigenständige Story für ihn geschrieben hat. Die Geschichte der zwei kleinen Roboter Atlas und P-body findet direkt nach den Geschehnissen der Singleplayer Kampagne statt, ohne mit dieser in direktem Zusammenhang zu stehen. Spoiler sind daher ausgeschlossen. Auch die Roboter können sterben indem sie ins Wasser fallen, von Turrets zerlegt oder von mit Stacheln bestückten Platten zerquetscht werden. Im Falle des Ablebens muss jedoch nicht verzagt werden, da man sofort wieder aus einer Röhre geschossen kommt. Diese befinden sich sowohl am Anfang des Levels als auch in Form von Checkpoints an späteren Stellen des Raumes verteilt. Da die „Checkpointröhren“ sehr fair gesetzt sind kommt kaum Frust auf.


Was bleibt ist eine gute Fortsetzung eines sehr originalen Spiels, dass auch für Neueinsteiger sehr zu empfehlen ist. Ich hätte mir persönlich ein bisschen mehr neue Möglichkeiten gewünscht die Rätsel zu lösen. Vieles scheint mir zu sehr aus dem ersten Teil übernommen. Allem voran der Endkampf. Der Co-Op Modus wurde sehr passend ins Spiel integriert und macht mächtig Spaß. Wer den ersten Teil nicht gespielt hat sollte sich spätestens jetzt freiwillig als Testperson für Aperture Science zur Verfügung stellen.

Pro:
- Tolle Story
- Clevere Rätsel
- Grandioser Humor
- Passender Multiplayer Modus
- Abwechslungsreiches Leveldesign

Cotra:
- Zuviel von Teil 1 übernommen
- Etwas mehr neue Rätselmechaniken wären schön gewesen
- Lösungswege wiederholen sich zu offensichtlich
- Deutsche Synchronsprecher klingen teils sehr unmotiviert